Das Chaos hat einen Namen: Polly McLaren by Catherine Alliott

Das Chaos hat einen Namen: Polly McLaren by Catherine Alliott

Autor:Catherine Alliott
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-11-25T23:00:00+00:00


14

AM NÄCHSTEN MORGEN klingelte es um Punkt neun. Das schrille Geräusch drang bis zu meinen schlummernden Trommelfellen vor. Ich schoss wie eine Irre aus dem Bett und rannte splitternackt ans offene Fenster. Ohne nachzudenken, lehnte ich mich hinaus und sah hinunter, gleichzeitig schaute Nick zu mir herauf. Unsere Blicke begegneten sich, und er wandte sich hastig ab; mehr vor Schreck als aus Anstand, vermute ich mal, denn als ich zurücktrat und einen Blick in den Spiegel warf, sah ich eine hexenähnliche Erscheinung mit gerötetem Gesicht und Haaren, die wild in alle Richtungen abstanden.

Vorsichtig spähte ich hinter den Gardinen hervor und beobachtete Nick.

Die Hände tief in den Hosentaschen, klopfte er mit einem Fuß ungeduldig auf den Gehsteig.

Als ich im Morgenmantel über den Flur stolperte, sah ich, wie Rachel selbstgefällig lächelnd und wie aus dem Ei gepellt, mit Koffer und Baby die Treppe herunterkam. Warum, zum Teufel, hatte sie mich nicht geweckt? Pippa streckte ihren zerzausten Kopf aus dem Zimmer heraus. Sie trug ein T-Shirt, das gerade das Nötigste bedeckte, rieb sich die Augen und gähnte. »Nick ist da«, sagte sie. »Wir haben verschlafen.«

Durch den Türspalt erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf den nackten Charles, der beim erfolglosen Versuch, seine Unterhose zu finden, BHs und rosa Schlüpfer vom Fußboden aufhob und wieder fallen ließ.

»Ich weiß, sag ihm, dass ich gleich fertig bin, ja?« sagte ich, als ich den automatischen Türöffner drückte.

Ich sauste in meinem Zimmer umher, warf mir Rock und Pullover über und zerrte einen Kamm durch mein vom Schlaf verfilztes Haar. Zeit zum Duschen war heute wirklich nicht, daher besprühte ich mich reichlich mit Diorissimo und hoffte, dass das ein einigermaßen würdiger Ersatz war.

Ich trampelte die Treppe hinunter, verrieb das Rouge auf meinen blassen Wangen, war wieder mal zu spät und kam mir ziemlich blöd vor. In der Küche briet Pippa Speck für Charles und Nick, und immer, wenn sie mit der Pfanne rüttelte, schauten gut fünf Zentimeter ihrer Pobacken unter dem T-Shirt heraus. Die Männer tranken Kaffee und unterhielten sich freundschaftlich, schauten sich aber nicht an: Beide ließen das Hinterteil der Köchin nicht aus den Augen, und Charles schien nichts dagegen zu haben, den hübschen Anblick mit Nick zu teilen.

Rachel kam herein und lehnte es ab zu frühstücken. Das habe sie schon viel, viel früher getan - man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass von einer Zeit vor Tagesanbruch die Rede war. Sie setzte sich, den Koffer neben sich, ins Wohnzimmer, als schlüge sie nur die Zeit tot, bis ihr Chauffeur in der Küche fertig gefrühstückt hatte.

Ich schnappte mir ein Stück Speck aus der Pfanne und steckte es zwischen zwei Scheiben Toastbrot. Dann setzte ich mich, kaute und bemühte mich verzweifelt, aufzuwachen. Hin und wieder warf ich Nick, der mit Pippa und Charles lachte und scherzte, einen verstohlenen Blick zu.

Ohne seine eleganten Anzüge wirkte er wie ein anderer Mensch. Seine ausgebeulte Cordhose und sein verwaschener dunkelblauer Pullover ließen ihn jünger und zugänglicher erscheinen. Das dunkle Haar fiel ihm in die Augen, wenn er den Kopf zurückwarf und über die Witze von Charles lachte.



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